Nikolaifriedhof
Wohl schon im 12. Jahrhundert angelegt und um 1305 erstmals erwähnt, blieb der Nikolaifriedhof bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts die größte und wichtigste Beerdigungsstätte von Görlitz. Mit der Eröffnung des städtischen Friedhofs 1847 fanden Bestattungen fortan nur noch in Ausnahmefällen dort statt. Da der Gottesacker nach seiner Schließung jedoch mit seiner Grabmal- und Bausubstanz weitgehend erhalten blieb, ist er ein äußerst seltenes und beredtes Zeugnis städtischer Sepulkralkultur der Zeit von 1600 bis 1850.
Mehr als 800 Grabmale und Epitaphe spiegeln den stilistischen Wandel von Manierismus über den Barock bis hin zu Klassizismus, Romantik und Historismus wieder. Sie bezeugen die sich wandelnde Religiösität und die Jenseitshoffnung einer wohlhabenden Görlitzer Bürgerschicht, aber auch deren Selbstdarstellungs- und Repräsentationswillen über den Tod hinaus. Besonders die barocken Grab- und Gedenksteine fordern den Betrachter durch Allegorien und Emblemata, oft auch durch ihre Inschrift zur Reflexion über die Flüchtigkeit des Lebens und die Vergänglichkeit alles Irdischen auf. Sie spiegeln so die Welterfahrung vieler damaliger Zeitgenossen wieder.
Nicht zuletzt wegen seines großen Bestands an Grufthäusern zählt der Nikolaifriedhof zu den herausragenden Friedhofsdenkmalen. Sie wurden vom frühen 17. bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts errichtet. Neben prächtigen Grabmalen sind in einigen Grufthäusern noch die dekorativen Ausmalungen der Erbauungszeit erhalten.
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